\chapter{Modulare Arithmetik - Teil 2} \section{Potenzen} Potenzen sind für beliebige Zahlen $a\in\mathbb{Z}_n$ für natürliche Exponenten $i\in\mathbb{N}$ wie üblich definiert: $$a^i:=\underbrace{a\cdot a\cdots a}_i$$ Ist $a$ invertierbar ($a\in\mathbb{Z}_n^*$) so sind die Potenzen für alle ganzzahligen Exponenten $i\in\mathbb{Z}$ definiert, indem $a^0 = 1$ und $a^{-i}:=(a^{-1})^i$ definiert werden. Folglich gelten die Folgenden Regeln: \begin{mybox} für $a,b\in\mathbb{Z}_n$ und $i,j\in \mathbb{N}$ oder für $a,b\in\mathbb{Z}_n^*$ und $i,j\in\mathbb{Z}$ gilt: $$\begin{aligned} a^i\cdot a^j &= a^{i+j}\\ (a^i)^j &= a^{ij}\\ a^i\cdot b^i &= (ab)^i\\ \end{aligned}$$ \end{mybox} \subsection{Erzeugnis und Ordnung eines invertierbaren Elements} Die zyklische Untergruppe, die aus den Potenzen eines Elementes $a\in\mathbb{Z}_n^*$ entsteht wird als Erzeugnis von $a$ in $\mathbb{Z}_n^*$ bezeichnet. $$:=\{a^i\mid i\in\mathbb{Z}\}$$ Die Anzahl der verschiedenen Potenzen von $a$ wird als Ordnung von $a$ in $\mathbb{Z}_n^*$ bezeichnet: $$o_n(a):=||$$ Hierbei ergibt sich $a^{o(a)}=1$ und $=\{1,a,a^2,a^3,...,a^{o(a)-1}\}$.\\ \begin{mybox} für $n\in\mathbb{N}(n\ge 2);a,b\in \mathbb{Z}_n^*$ und $i\in\mathbb{Z}$ gilt: \begin{enumerate}[(i)] \item $a^i=1 \Longrightarrow o(a)|i$ \item $o(a^i)|o(a)$ \item $i|o(a) \Longrightarrow o(a^i)=\frac{o(a)}{|i|}$ \item $\text{ggT}(o(a),i)=1 \Longrightarrow o(a^i)=o(a)$ \item $o(ab)|o(a)\cdot o(b)$ \item $\text{ggT}(o(a),o(b))=1\Longrightarrow o(a\cdot b)=o(a)\cdot o(b)$ \end{enumerate} \end{mybox} \begin{mybox} Wenn $\mu_n$ für $n\in\mathbb{N},n\ge2$ die maximale Ordnung eines Elementes aus $\mathbb{Z}_n^*$ ($\mu_n:=\max\{o(a)\mid a\in\mathbb{Z}_n^*\}$), ist jede Ordnung von $a$ ein Teiler von $\mu_n$ \end{mybox} \subsection{Faktorenzerlegung} Falls es für ein Polynom $p(x) \in \mathbb{Z}_n[x]$ ($n\in\mathbb{N}$) vom Grad $k$ eine Nullstelle $a\in\mathbb{Z}_n$ gibt, muss es ein Polynom $q(x) \in \mathbb{Z}_n[x]$ vom Grad $k-1$ geben, für das gilt: $$p(x)=(x-a)\cdot q(x)$$ \subsection{Kleiner Satz von Fermat} Für eine Primzahl $p$ gilt für alle $a\in\mathbb{Z}$ mit $\text{ggT}(a,p)=1$: $$a^{p-1}\equiv 1 \hspace{10mm}(\mod p)$$ \section{Exkurs: Einheitengruppe $\mathbb{Z}_{p^e}^*$} Für eine Primzahl $p$ gibt es ein Element $g\in\mathbb{Z}_p^*$ mit $o(g)=p-1$ ($\mathbb{Z}_p^*==\{1,g,g^2,...,g^{p-2}\}$). Diese Elemente $g$ werden als \textbf{primitive Elemente} bezeichnet.\\ Mithilfe der Potenzen der primitiven Elemente lassen sich alle Elemente von $\mathbb{Z}_p^*$ generieren: $$=\mathbb{Z}_p^*$$ Diese Elemente werden daher auch als \textbf{Generatoren} von $\mathbb{Z}_p^*$ bezeichnet. Auch für Einheitengruppen $\mathbb{Z}_{p^e}$ für Primzahlpotenzen mit $e>1$ gibt es solche zyklische Generatoren: \begin{mybox} für eine Primzahl $p\ne2$ und $e\in\mathbb{N}$ gibt es ein $g\in\mathbb{Z}_{p^e}^*$ für das gilt: $$\begin{aligned} o(g)=p^{e-1}(p-1) &= \varphi(p^e)=|\mathbb{Z}_{p^e}^*\\ \Leftrightarrow\hspace{10mm}&=\mathbb{Z}_{p^e}^* \end{aligned}$$ \end{mybox} Hierbei gilt: \begin{mybox} Für ein primitives Element $g\in\mathbb{Z}_p^*$ gilt mit $a:=g^{\frac{o_{p^e}(g)}{p-1}}$: $$\begin{aligned} \mathbb{Z}_{p^e}^*&=\cdot <1+p>\\ :&=\{a^i\cdot (1+p)^j\mid i=0,1,...,p-2; j=0,1,...p^{e-1}-1\} \end{aligned}$$ \end{mybox} \subsection{$\mathbb{Z}_{2^e}^*$} Die Primzahl 2 stellt eine besonderheit dar, da $\mathbb{Z}_{2^e}^*$ für $e\ge3$ nicht zyklisch ist. So gilt $o(5)=2^{e-2}$ und allgemein: $$\begin{aligned} \mathbb{Z}_{2^e}^*&=<2^e-1>\cdot <5>\\ &= \{(2^e-1)^i\cdot 5^j\mid i=0,1;j=0,1,...,2^{e-2}-1\} \end{aligned}$$ \section{Der chinesische Restsatz} Für eine Menge teilerfremder Zahlen $\{(n_1,...,n_r)\mid n_i\in\mathbb{N}\}$ bildet einen Menge $\{(a_1,...,a_r)\mid a_i\in\mathbb{Z}\}$ ein System aus Kongruenzen: $$\begin{aligned} x\equiv&a_1\hspace{10mm} &(\textbf{mod }n_1)\\ x\equiv&a_2 &(\textbf{mod } n_2)\\ \vdots\\ x\equiv&a_r &(\textbf{mod } n_r)\\ \end{aligned}$$ Die Menge der ganzzahligen Lösungen ist gegeben durch: $$\mathbb{L}=\{a+v\cdot n_1n_2\cdots n_r\mid v\in\mathbb{Z}\}$$ Hierbei ist $0\le a < n_1n_2\cdots n_r$ eindeutig. $a$ wird im folgenden Beispiel mithilfe des erweiterten Euklid'schen Algorithmus (siehe \ref{erweiterter Euklid}) berechnet. Aus dem Restsatz leitet sich folgender Satz ab: \begin{mybox} Sind $n_1,n_2,...,n_r$ paarweise teilerfremde Zahlen gibt es die folgende Isomorphie (\ref{Isomorphie}): $$\mathbb{Z}_{n_1n_2\cdots n_r}\cong \mathbb{Z}_{n_1}\times \mathbb{Z}_{n_2}\times\cdots\times\mathbb{Z}_{n_r}$$ \end{mybox} \subsection{Beispiel} folgende Kongruenzen sind gegeben: $$\begin{aligned} x\equiv&2\hspace{10mm}&(\textbf{mod }5)\\ x\equiv&7 &(\textbf{mod }2)\\ x\equiv&2 &(\textbf{mod }5)\\ \end{aligned}$$ \begin{itemize} \item \textbf{Bestimmung von} $e_1$\\ für $n_1=5$ und $m_1=21\cdot 11=231$ liefert der erweiterte Euklid'sche Algorithmus (\ref{erweiterter Euklid}): $$(-46)\cdot 5+1\cdot 231 = 1$$ Daher ist $e_1 = 1\cdot 231$ \item \textbf{Bestimmung von} $e_2$\\ für $n_2=21$ und $m_2=5\cdot 11=55$ liefert der erweiterte Euklid'sche Algorithmus (\ref{erweiterter Euklid}): $$(-21)\cdot 21+(-8)\cdot 55 = 1$$ Daher ist $e_2 = (-8)\cdot 55=-440$ \item \textbf{Bestimmung von} $e_3$\\ für $n_3=11$ und $m_3=5\cdot 21=105$ liefert der erweiterte Euklid'sche Algorithmus (\ref{erweiterter Euklid}): $$(-19)\cdot 11+2\cdot 105 = 1$$ Daher ist $e_3 = 2\cdot 105=210$ \item \textbf{Berechnung der Lösung}\\ $n=5\cdot 21\cdot 11=1155$: $$\begin{aligned} a=&(2\cdot e_1+7\cdot e_2+6\cdot e_3)\mod 1155\\ =&(2\cdot 231-7\cdot 440+6\cdot 210)\mod 1155\\ =&-1358\mod 1155\\ =952 \end{aligned}$$ \end{itemize} \section{Elemente gerader und ungerader Ordnung in $\mathbb{Z}_n$**} siehe Skript 3 Kapitel 1.4 auf Seite 17(23).